Wochenblatt-Leserin Michaela V. in A. fragt: Um unsere Vogelnistkästen zu reinigen, muss die Holz- bzw. Steinzeugwand an der Vorderseite hochgeschoben und ausgehakt werden. Dazu ist oben im Nistkasten ein Freiraum vorhanden. Dieser war dieses Jahr jedoch in mindestens der Hälfte der Fälle mit einem festen, kompakten Gespinst ausgefüllt, sodass das Hochschieben der Klappe nur unter größter Anstrengung möglich war. Das feste Gespinst ließ sich nur mit einem stabilen Schraubenzieher entfernen. Von welchem Tier stammt dieses?
Dr. Michael Klenner, Biologe, antwortet: Das von Ihnen übersandte Gespinst ist hier untersucht worden. Die Bewohner des Gespinstballens ließen sich dabei allerdings nicht mehr feststellen. Wahrscheinlich wurde das Gespinst von Larven der Hummelmotte Aphomia sociella (Linné 1758) gefertigt und bewohnt, einem Kleinschmetterling aus der Familie der Zünsler (Lepidoptera: Pyralidae), der zur Unterfamilie der Wachsmotten (Galleriinae) gehört.
Hummelmotten in Hummel- oder Wespennestern
Die Raupen dieses Falters sind von gelblicher Farbe, die Kopfkapsel ist bräunlich. Sie leben gesellig in Hummel- oder Wespennestern, wo sie sich von Waben, Abfällen und der Brut ernähren.
Wenn bewohnte Hummel-, Wespen- oder Hornissennester von der Hummelmotte besiedelt werden, bedeutet dies in aller Regel das vorzeitige Ende des jeweiligen Volkes. Die Staaten bildenden Hautflügler sind nicht in der Lage, die eingedrungenen Räuber zurückzudrängen und ihre Brut vor den gefräßigen Mottenlarven zu schützen.
Oder in Vogelnestern oder Holzstapeln
Im Gegensatz zu den eigentlichen Wachsmotten ist die Hummelmotte aber nicht auf Wachs für ihre Ernährung angewiesen. Hummelmotten kommen deshalb auch in verlassenen Vogelnestern oder an Holzstapeln vor. Die Larven fertigen dichte Gespinstballen, in denen sie sich dann in spindelförmigen Kokons etwa im Februar verpuppen.
Nur für Bienen gefährlich
Die Falter selbst erreichen mit mehr als 40 mm eine beachtliche Flügelspannweite, wobei die Weibchen insgesamt größer als die Männchen sind und sich durch die deutlich vorgestreckten Lippentaster auszeichnen. Die Flügelzeichnung ist eher unscheinbar: Die Vorderflügel sind rötlichbraun und weißlich, die Hinterflügel hellgrau mit einem dunkleren Saum. Die Falter erscheinen von Juni bis September. Imker dürften die Hummelmotte eher als Schädling ansehen. Ihr Vorkommen in Nistkästen bietet hingegen keinen Anlass zur Sorge.
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(Folge 17-2024)