Herr Dr. Hiller, für die Haltung von Wachteln gibt es keine Vorschriften. Was gilt es zu beachten?
Wachteln sind Bodenvögel. Eine begehbare Voliere wie für Hühner benötigen sie nicht. Wachteln sind zudem relativ schreckhaft. Die Tiere fliegen und landen meiner Erfahrung nach ziemlich unkoordiniert und können sich dabei verletzen. Boxen von 60 cm Tiefe und bis zu 80 cm Höhe mit einem Frontgitter sind deshalb zur Haltung ebenso gut geeignet.
Wie muss der Stall eingerichtet sein, damit die Tiere sich darin auch wohlfühlen?
Wachteln legen Eier kreuz und quer in den Stall. Sinnvoll ist es allerdings, einen etwas abgedunkelten, geschützten Bereich zu schaffen. Dafür reicht ein kleines, schräg auf den Boden gestelltes Brett. Dies nehmen die Wachteln dann auch zur Eiablage an. Eine Wurfkiste von Kaninchen kann als Nest umfunktioniert werden. Weiterhin sind ein Sandbad, eine Stülptränke und ein Futtertrog erforderlich. Wachteln benötigen keine Sitzstangen. Noch einige Äste und Laubblätter und man hat den Wachteln in einem begrenzten Raum ein gutes Lebensumfeld hergerichtet.
Aus wie vielen Tieren sollte die Tiergruppe bestehen?
Man muss zwischen der Wirtschaftshaltung und der Hobbyhaltung von Wachteln unterscheiden. Wenn Farbvarianten vermehrt werden, ist ein Stämmchen von vier bis fünf Wachtelhennen und ein Hahn üblich. Für Legewachteln gilt ein Platzbedarf von 1 m2 für 20 Hennen.
Womit wird der Stall am besten eingestreut?
In groben Buchenholzspänen oder feinem Rindenmulch scharren die Wachteln und beschäftigen sich. Bei Hobelspänen oder Sägemehl verkleben die Zehen der Wachteln mit Kot und Einstreu und es bilden sich regelrechte Einstreukugeln um die Füße.
Wie sieht es mit dem Zugang zu einem Außenbereich aus?
Im Sommer oder bei warmen Temperaturen kann die Wachtel auch in den Außenklimabereich gelassen werden. Wenn die Wachtel viel und gut Eier legen soll, dann sind Minusgrade bei Legewachteln aber nicht zu empfehlen. Optimal sind 15 bis 20 °C.
Was muss bei der Fütterung beachtet werden?
Das Futter sollte etwas höherwertiger konzipiert sein als das Alleinfutter für Legehennen. Dies betrifft vor allem den Rohproteingehalt. Dieser sollte bei 20 bis 21 % liegen. Dafür mischt man dem Legehennenfutter 2 % Bierhefe oder einige getrocknete Insektenlarven oder Mehlwürmer zu. Als Alternative ist auch Fasanenfutter geeignet. Dazu bietet man den Tieren noch einige Magensteinchen und feinen Muschelkalk an.
Bei eigener Nachzucht schlüpfen nur zur Hälfte Hennen. Wohin mit den Hähnen?
Die Wachtel ist nach etwa 50 Tagen legereif. Gleichzeitig fangen die Hähne an zu „krähen“. Wobei diese Laute nicht ganz mit dem Krähen von Hühnern zu vergleichen sind. Das ist aber der Zeitpunkt, an dem Hähne den Stall verlassen und geschlachtet werden sollten. Sie sind kurz vor der Geschlechtsreife am schwersten und haben eine gut ausgebildete Brust.
Mit Eintritt der Geschlechtsreife werden die Hähne ja auch aktiv …
Ja, und beim Treten der Hennen picken sie diesen in den Kopf und rutschen auf dem Rückengefieder herum. Dabei nimmt das Gefieder der Henne deutlichen Schaden. Und kahle Stellen können das Federpicken befördern, wobei das nicht ganz so ein gravierendes Problem ist wie bei Hühnern.
Worauf muss ich achten, damit Wachteln gesund bleiben?
Wachteln sind robuste Tiere. Wenn sie bei Temperaturen unter 10 °C nicht total nass werden, erkranken sie eigentlich kaum. Jedoch können sie sich mit der Vogelgrippe infizieren. Wichtig ist es deshalb, auch eine Hobbyhaltung bei der Tierseuchenkasse registrieren zu lassen. Dann zahlt man den Mindestbeitrag und ist rechtlich auf der sicheren Seite. Für Hühnervögel besteht zudem eine Impfpflicht gegen Newcastle Disease (ND). Wachteleier können auch mit Salmonellen belastet sein, daher ist eine jährliche Kotuntersuchung – auch auf Würmer und Kokzidien – sinnvoll.
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